«Unsere Hotspots sind manchmal fast schon zu gut besucht»

Iris Fontana | 
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Tourismushochburg Rheinfall. Archivbild: Melanie Duchene.

Fehlende Gäste im Kanton, weil alle wieder ins Ausland reisen? Weit gefehlt. Am Rheinfall brummt es so sehr, dass es manchmal schon fast nicht mehr schön ist. Ausserdem führen die Schweizer Gäste noch immer die Besucherstatistik an. Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer von Schaffhauserland Tourismus, Beat Hedinger, über seine Ferienpläne, die Nachwirkungen von Corona und über Highlights und Herausforderungen seiner Arbeit. Zudem stellt er ein neues Projekt vor und erklärt, welches Angebot im Kanton auch ein Schaffhauser vielleicht noch nicht besucht hat.

Herr Hedinger, wo gehen Sie diesen Sommer in die Ferien?

Beat Hedinger: Wie jedes Jahr werden wir ein paar Tage in den Schweizer Bergen wandern gehen sowie ein paar Kleintrips von zuhause aus unternehmen. Wir bleiben in der Schweiz.

Ist das Ferienmachen in der Schweiz ein Muss als Schaffhauser Tourismusverantwortlicher?

Hedinger: Nein, nein. Es ist schlicht so, dass es uns seit Corona nicht mehr in die grosse Ferne zieht. Aber sicher werden wir auch weiterhin ab und zu eine Weinreise ins benachbarte Ausland unternehmen.

Wie geht es dem Schaffhauser Tourismus in diesem Sommer? Man liest von hohen Buchungszahlen in der Flugbranche und in Übersee. Haben Sie zu kämpfen?

Hedinger: Momentan spüren wir keine Einbusse aufgrund dieses Trends. Die Zahlen, die wir bekommen und auch die, die wir selber erheben, sind vielmehr sehr vielversprechend. Ich verfüge über keine Hinweise, dass die Hotspots Rheinfall, Stein am Rhein, Schaffhauser Altstadt oder die Schifffahrt unter der Reiselust der Schweizer Bevölkerung leiden wird. Wir sind sehr zuversichtlich für dieses Jahr.

Wirkt Corona noch nach, oder ist alles wie zuvor?

Hedinger: Ich glaube, dass Corona das Interesse für Ferien in der Region bei vielen Schweizern verstärkt hat, wobei ich mit Region die ganze Schweiz und auch das benachbarte Ausland meine. Es scheint mir heute verbreiteter als noch vor zehn Jahren zu sein, mindestens einen Teil der Ferien in der eigenen Region zu verbringen.

Aus welchen Ländern stammen die meisten Touristen, die den Kanton Schaffhausen besuchen?

Hedinger: Eine Prognose auf Ende Saison ist im Moment noch schwierig, aber zurzeit sind nach wie vor viele Schweizer hier, an zweiter Stelle folgen die Deutschen, die Kurztrips machen oder auf der Durchreise einen Stopp einlegen. Ähnlich sieht es bei den andern benachbarten Ländern aus. Danach geht es international weiter mit vielen Indern. Die Chinesen fehlen zurzeit noch in grosser Zahl, aber Japaner und Südkoreaner sind wieder zurück.

Welche Angebote werden besonders stark nachgefragt?

Hedinger: Der Rheinfall brummt im Moment unheimlich, dort ist es gerade richtig intensiv. Daneben ist die Stadt Schaffhausen ein Magnet, die Nachfrage ist aber auch bei der Rhein-Schifffahrt und Stein am Rhein sehr gross. Hinauf bis zum Bodensee, der dieses Jahr mit Sicherheit auch gut besucht sein wird. Auch in der Weinregion, bei Weinerlebnissen und Velotrips, spüren wir eine leichte Nachfragesteigerung, wobei gerade im Chläggi die wenigen Übernachtungsmöglichkeiten ein Problem sind und es deshalb oft bei einem Tagesausflug bleibt. Einzelne Angebote wie Rüedis Weinfasshotel in Trasadingen laufen sehr gut, auch in dieser Saison. Das zeigt, dass im ländlichen Gebiet noch Potential vorhanden ist.

Wo liegen die grössten Herausforderungen und Probleme?

Hedinger: Wir haben im Moment eher mit einem «schönen Problem» zu kämpfen: Unsere Hotspots sind sehr gut, oder eben manchmal fast schon zu gut besucht. Es gibt Stunden und Tage am Rheinfall, an denen es dort nicht mehr jedermann wohl ist. Die Besucherströme zu lenken, ist für uns sehr schwierig bis unmöglich. Ausser durch die Unterstützung gewisser Projekte, machen wir auch keine klassische Werbung für den Rheinfall. Er ist fast ein Selbstläufer. Ähnlich präsentiert sich die Lage in Stein am Rhein – dort sind es vor allem die Velofahrer, die ein Durchkommen manchmal fast verunmöglichen. Diese Herausforderungen müssen wir im Auge behalten, auch wenn wir sie nicht allein, sondern nur im Austausch mit den Betroffenen lösen können. Auch deshalb wäre es schön, wenn wir Touristen vermehrt auch in den Randregionen unterbringen könnten. Dementsprechend gestalten wir unsere Werbung.

Beat Hedinger ist mit dem bisherigen Verlauf des Schaffhauser Tourismusjahrs zufrieden. Archivbild: Roberta Fele.

Ist denn ein neues Tourismusangebot am Start?

Hedinger: Ja, wir haben ein kleines, neues Angebot zusammen mit Thurgau Tourismus lanciert: Die Velosafari. Wir versuchten es letztes Jahr bereits, das zur Verfügung gestellte Gefährt war jedoch mangelhaft. Nun haben wir zwei eigens dafür konstruierte Cargo-E-Bikes mit integriertem Zeltaufbau anfertigen lassen. Wir vermieten diese «Velocamper», mit denen man an bezeichneten privaten Campingplätzen übernachten kann.

Welche Ihrer Aktivitäten hat auch ein Schaffhauser wahrscheinlich noch nicht gemacht?

Hedinger: Ich glaube, dass es noch viele Schaffhauser gibt, die noch nie mit einem Weidling unterwegs waren. Dafür haben wir ein Angebot kreiert, bei dem man mit einer Fachperson auf den Rhein geht und wie bei einer Führung noch allerlei Wissenswertes erzählt bekommt. Viele haben vielleicht auch noch nie auf dem Randen übernachtet, zum Beispiel im Buchberghaus und ich denke, dass sich noch viel zu wenige Schaffhauser die Zeit genommen haben, unsere Weinregionen, zum Beispiel mit dem Velo, zu erkunden.

Und können Sie zum Schluss noch etwas aus dem Nähkästchen plaudern?

Hedinger: Im Zusammenhang mit dem Rheinfall gibt es immer wieder lustige Kontaktaufnahmen. So erhielten wir vor einem Jahr die ernste Anfrage, ob mit Pfanne und Waschrinne das Goldwaschen am Rheinfall erlaubt sei. Wir antworteten, dass der Rheinfall mit mehreren zehntausend Litern Wasser pro Sekunde fürs Goldwaschen wohl nicht geeignet sei. Ein weiterer Gast schrieb anfangs Winter, dass es doch schon recht kalt sei und erkundigte sich, ob der Rheinfall denn schon zugefroren sei. Wir klärten auch diesen Fragesteller über die Beschaffenheiten des Rheinfalls auf und glauben, dass er dann auch wirklich zu Besuch kam.

 

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