Schaffhauser Kantonalbank: Die Rekorde purzeln weiter

Kay Fehr | 
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Die Schaffhauser Kantonalbank hat ihr Jahresergebnis für das Jahr 2023 präsentiert. Ihr Jahresgewinn erhöhte sich auf 58,3 Millionen Franken, 5,4 Prozent mehr als noch 2022.

Ganze fünf Stockwerke muss man via Lift überwinden, um in jenen Raum am Hauptsitz der Schaffhauser Kantonalbank (SHKB) zu gelangen, in welchem das Jahresergebnis 2023 präsentiert wurde. Und ähnlich steil wie die Fahrt mit dem Aufzug entwickelten sich auch die Zahlen der traditionsreichen Bank – wobei CEO Alain Schmid lieber von einer Rolltreppe statt von einer Rakete sprach. Für Schmid, der im vergangenen Sommer die Position von Martin Vogel übernahm, war es die erste Bilanzmedienkonferenz. Vogel prognostizierte vor einem Jahr noch ein leicht tieferes Ergebnis als der Rekordgewinn von 2022 (55,3 Millionen Franken). Doch diese Marke übertrumpfte die SHKB und verzeichnete einen Gewinn von 58,3 Millionen Franken, ein Plus von 5,4 Prozent. Von diesen Zahlen profitiert der Kanton Schaffhausen als Eigner der Bank: Er erhält davon 80 Prozent – 46,7 Millionen Franken – ausbezahlt. Auch dieser Wert ist höher denn je. Schmid rechnete vor, dass dies 539 Franken pro Schaffhauserin und Schaffhauser entspricht.

Von einem «Rekordjahr» mochte man in der Vorstadt allerdings nicht sprechen – obwohl es eines war. Bankpräsident Florian Hotz formulierte es so: «Unser Resultat zeigt, dass wir berechenbar, stetig und konsequent erfolgreich sind.» Dass man kontinuierlich hohe Gewinnbeiträge leistet, hebe die Bank hervor, ergänzte Schmid.

Zinsgeschäft als Erfolgsgarant

Der CEO nannte drei Punkte, die das Ergebnis massgeblich beeinflusst hatten. Die SHKB musste etwa keine materiellen Kreditverluste verkraften. «Das Bankengeschäft ist stets mit Risiken verbunden», sagte Schmid; es sei nicht selbstverständlich, dass man über Jahre hinweg von einem guten Kreditbuch profitieren könne. Dazu spürte das Finanzinstitut den Rückenwind durch die Normalisierung des Zinsniveaus und konnte davon profitieren in Form von einem Nettoerfolg im Zinsgeschäft von rund 110 Millionen Franken, eine Zunahme gegenüber 2022 von 26,8 Prozent. In der Erfolgsrechnung macht das Zinsgeschäft knapp zwei Drittel des Betriebsertrags aus und ist somit Haupttreiber des Erfolgs. «Wir haben erwartet, dass unsere Kunden schneller andere Anlagemöglichkeiten wie Kassenobligationen oder Festgelder wählen. Von dieser Trägheit haben wir profitiert.» Als dritter Punkt sei es wichtig, so Schmid, die «Chancen zu packen, die sich ergeben». Und das hätten die fast 350 Mitarbeitenden der Bank getan.

Schmid betonte, dass die Sicherheit bei der SHKB traditionell einen hohen Stellenwert geniesse. Er erinnerte an das erste Halbjahr 2023, als die Situation für Banken keine einfache war – global wie national. «Es zeichnet die Schaffhauser Kantonalbank aus, ein Fels in der Brandung zu sein», sagte er. So habe die Bank eine hohe Kernkapitalquote von über 25 Prozent – die Eigenmittel decken rund ein Viertel der Risikopositionen in der Bankbilanz. Auch die Reserven spielen hierbei eine Rolle. 30 Millionen Franken werden ihnen zugewiesen, insgesamt beträgt das Polster für allgemeine Bankrisiken neu 745 Millionen Franken. Der Jahresgewinn wäre sonst noch um einiges höher ausgefallen.

Viel Personal, hohe Effizienz

Bei den Kundenausleihungen, wovon der Löwenanteil Hypotheken sind, verzeichnete die SHKB einen Anstieg um 5,3 Prozent auf rund 8 Milliarden Franken. Die Kundengelder blieben stabil auf knapp 6 Milliarden Franken. Nach dem ersten Semester seien diese sogar klar im Minus gewesen, so Schmid, anschliessend war ein Aufholeffekt zu spüren. «Unsere Ambitionen waren in diesem Bereich höher», sagte der CEO. Er konnte allerdings eine Verschiebung von Spar- zu Termingeldern beobachten, welche laut Schmid und Hotz auf eine Aktion der SHKB zurückzuführen war, die eine halbe Milliarde Franken in die Termingelder gespült hat.

In der Erfolgsrechnung legte neben dem Zins- auch das Handelsgeschäft ordentlich zu, um 42,4 Prozent. Es macht allerdings unter 10 Prozent des gesamten Ertrags aus. Das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft blieb stabil auf gut 40 Millionen Franken, trotz volatilen Aktienmärkten und damit einhergehend den bei Investitionen eher zögerlichen Kunden.

Auch die Kosten haben sich bei der SHKB erhöht, allerdings weniger stark als der Ertrag. Der Personalaufwand stieg von 46 auf 49 Millionen, der Sachaufwand von 14 auf 16,5 Millionen Franken. «Verglichen mit anderen Banken ähnlicher Grösse haben wir einen relativ hohen Personal-, dafür einen geringen Sachaufwand», so Schmid, da die Bank wenige Aufgaben auslagere. Damit sei man effizient, was auch die erfreulich tiefe Cost-Income-Ratio – also wie viele Rappen an Aufwand benötigt werden, um einen Franken Ertrag zu generieren – von unter 40 Prozent bezeugt. «Auch wenn wir investieren, haben wir unsere Kosten im Griff», sagte der CEO.

Hauptgebäude soll saniert werden

Apropos Investieren: In das Hauptgebäude möchte die Kantonalbank in den nächsten Jahren einen ordentlichen Batzen Geld stecken. «Das Gebäude wurde Mitte der 60er-Jahre gebaut. Darum müssen wir in den nächsten zwei bis drei Jahren eine Sanierung angehen», sagte Schmid. Ein Teil der Reserven sei für dieses Projekt bestimmt. «Noch dieses Jahr werden wir ein Gutachten in Auftrag geben und einen Plan machen, wie diese Sanierung genau aussehen wird.» In der Zeit des Umbaus wolle man aber trotzdem für die Kunden da sein, und auch die Mitarbeitenden sollen möglichst im Gebäude bleiben können. «Das ist aber noch Zukunftsmusik, und es wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Nächstes Jahr kann ich mehr dazu sagen», so der Bankchef.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die SHKB mit einem moderaten Wirtschaftswachstum. Eine Senkung des Leitzinssatzes im Verlauf von 2024 sei wahrscheinlich. «Das Geschäftsfeld der Hypotheken ist zentral für uns, da wollen wir mit entsprechender Vorsicht weiter wachsen.» Und Schmid stapelt tief: Da nun eine Periode voller umfassender Investitionen anstehe, nicht nur in den Hauptsitz, sondern auch in Prozesse und die fortlaufende Digitalisierung, erwartet er für das angebrochene Jahr zwar ein gutes, aber nicht mehr ein ganz so gutes Jahr wie 2023. Worte, die auch von seinem Vorgänger hätten stammen können.

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