Der Held von der A4 heisst Benjamin Suter

Jurga Wüger | 
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Benjamin Suter verhinderte auf der A4 einen schlimmen Unfall. Bild: Jurga Wüger

Der Strassenunterhalts-Polier verhinderte letzte Woche einen Supergau auf der Schnellstrasse A4. Er schaffte es, alleine einen Gelenkbus aufzuhalten der auf der falschen Strassenseite fuhr und verhinderte so Schlimmeres.

«Ich stehe nicht gerne im Rampenlicht. Das ist nicht meine Welt», sagt Benjamin Suter, Strassenunterhalts-Polier beim kantonalen Tiefbauamt Schaffhausen. In die Kameralinse muss er aber trotzdem schauen, dies tut er auch und lächelt dabei leicht verlegen. Warum also ist er ins Visier der «Schaffhauser Nachrichten» geraten? Letzte Woche, am Mittwochmorgen, fuhr ein 43-jähriger Kroate mit einem Gelenkbus von Bargen in Richtung Stadtzentrum. Beim Anschluss der Autostrasse Schweizersbild lenkte er sein Gefährt in falscher Fahrtrichtung auf die Schnellstrasse A4 in Fahrtrichtung Süden und setzte diese Falschfahrt auf dem Überholstreifen bis zur Verzweigung Mutzentäli fort.

An diesem Strassenabschnitt werden derzeit die Leitplanken erneuert. Benjamin Suter betreut die Baustelle als Strassenunterhalts-Polier und hatte an diesem Mittwoch Dienst. Auch um die Schilder für die Geschwindigkeitsreduktion sowie um die gesetzlich vorgegebene Kennzeichnung des Abschnitts kümmert sich Suter. «Die Beschilderung ist korrekt angebracht, das haben wir sogar schriftlich», sagt er.

Keine Zeit zum Überlegen

Als Benjamin Suter den Geisterbus sieht, telefoniert er gerade mit seinem Chef Marc Flum und ist allein auf der Baustelle. «Da kommt mir ein Bus auf der falschen Spur entgegen», sagt er seinem Chef, wirft das Telefon zur Seite und rennt auf den Bus zu. Viel Zeit zum Überlegen hat er nicht. Blitzschnell realisiert Suter, wie gefährlich die Situation ist, und hält den Falschfahrer auf, indem er sich, rufend und gestikulierend, vor den Gelenkbus stellt. «Es musste alles schnell gehen», sagt Suter.

Chauffeur wollte weiterfahren

Dass er bei der Aktion auch sein eigenes Leben gefährdet habe, hört er nicht gerne. «Ich habe immer noch die Möglichkeit gehabt, zur Seite zu springen.» Nichtsdestotrotz habe ihm seine Frau am Abend, als er ihr von diesem Ereignis erzählte, «die Leviten gelesen». Ihre Sorge könne er sehr gut nachvollziehen, aber: «Ich musste reagieren und eingreifen.» Denn wenn es auf der Schnellstrasse zum Supergau im Tunnel gekommen wäre, hätte er sich dies nie verzeihen können. Andere Autofahrerinnen und -fahrer seien dem Bus ausgewichen, statt das Auto einfach querzustellen, so Suter. Der Unglücksfahrer sei zwar höflich gewesen, «aber er zeigte sich nur mässig einsichtig und wollte seine Fahrt fortsetzen».

«Er zeigte sich nur mässig einsichtig und wollte seine Fahrt fortsetzen.»

Benjamin Suter, Strassenunterhalts-Polier

Auch dies wusste Benjamin Suter bis zum Eintreffen der Schaffhauser Polizei zu verhindern, obwohl die Kommunikation mit Händen und Füssen vonstatten gegangen sei, da der Fahrer der deutschen Sprache nicht mächtig gewesen sei. Anders natürlich sein Chef und das Team beim Tiefbauamt Schaffhausen. Er habe viel Lob und anerkennende Worte für seine Heldentat bekommen. Dafür habe er sich bedankt, sagt Suter und schaut erneut verlegen. Er sei einfach nicht der Typ dafür, selbst solche Geschichten «an die grosse Glocke zu hängen». Der Unglücksrabe von Chauffeur wird sich vor der zuständigen Staatsanwaltschaft verantworten müssen. Die Fahrerlaubnis in der Schweiz wurde ihm aberkannt.

Zur Person

Alter: 35

Zivilstand: verheiratet, drei Kinder

Wohnort: Marthalen

Hobbys: Gartenarbeit, Natur, Freunde treffen

Lieblingsmusik: Rock querbeet

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