Eine Patentlösung gibt’s nicht – sorry!

Jessica Huber | 
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Wie sollen KMU modernes Marketing betreiben? Diese Frage stand im Zentrum des 71. ITS Techno-Apéros am letzten Dienstag im go tec Labor in Neuhausen. Heraus kamen eine ungefährer Leitfaden – und eine beinahe philosophische Diskussion über Notwendigkeit der Identitätsfindung.

Der Titel der Veranstaltung lockte viele Interessenten aus der regionalen Wirtschaft ins go tec Labor in Neuhausen am Rheinfall. Der Geschäftsführer der ITS (Industrie- und Technozentrum Schaffhausen) Marco Jaggi drosselte die Erwartungshaltung jedoch gleich zu Beginn: «Eines vorweg, es gibt nicht DIE eine Lösung, aber es gibt immer eine, die passt.»

Was damit gemeint ist, erfuhren die Teilnehmenden im Grundlagenreferat von Roger Hämmerli (Gründer & Managing Partner bei der Digitalagentur AndyWasRight) sowie zwei Präsentationen mit Beispielen aus der Praxis von Sebastian Beyer (Vertriebsmanager bei Meisterwerk Haus) und Alessandro Stasolla (Leiter Marketing bei der Clientis Bank Schaffhausen). Gezeigt wurde, wie KMU ihre Marketingstrategie anpacken und den Mix zwischen Offline und Online bewältigen, mit Fokus auf das digitale Marketing.

Das Buhlen um die Aufmerksamkeit

Multichannel, Multimedia – alles ist Multi und alle sind überall verteilt. Nun gilt es in der heutigen schnelllebigen Zeit, seine Zielgruppe auf den richtigen Kanälen mit der richtigen Ansprache zu erreichen und gleichzeitig die Marketingkosten nicht explodieren zu lassen. Doch wie geht das? Viele KMU haben nicht die personellen oder finanziellen Ressourcen, um auf allen Kanälen präsent zu sein oder sich damit auseinanderzusetzen. Welche digitalen Kanäle sind also wichtig oder anders gefragt: Wie sieht modernes Marketing aus? Um diese Frage beantworten zu können, muss erst die Identität geklärt sein. Für Marco Jaggi geht dies auf einen klaren Ausgangspunkt zurück: «Modernes Marketing ist geprägt von der Auseinandersetzung mit der Frage ‘Wer sind wir als Unternehmen?’ Man muss sich seiner Identität und dem zu stiftenden Kundennutzen sehr bewusst sein und die Kommunikation darauf fokussieren. Gerade heute ist es sehr einfach in der Informationsflut unterzugehen. Ohne klares Profil wirkt man austauschbar und belanglos. Nur jene mit einer klaren, authentischen Identität und ersichtlichem Mehrwert sieht man.»

Wissen, wer man ist

Die Unternehmensidentität und ein geschärftes Profil sollten essentielle Treiber sein für die Wahl der Marketingmassnahmen. Darin stimmt auch Roger Hämmerli von der Digitalagentur AndyWasRight mit Jaggi überein und benennt diesen Stolperstein: «Ich glaube, die meisten wissen, wer sie sind, aber sie wissen nicht, wie sie dies formulieren sollen. Hiermit kämpft jedes Unternehmen. Es ist ein ständiger Prozess, der nie aufhören sollte. Gerade anfangs bei neuen Unternehmen ist diese Frage der Identität enorm wichtig und sollte oft gestellt werden.»

Wenn die Identitätsfrage geklärt ist, wird ersichtlich, welche Bedürfnisse vorhanden sind und wie diese befriedigt werden können. So kann beispielsweise auch die Wahl getroffen werden, welche Social-Media-Plattform das Unternehmen nutzen soll.

Das machen, was möglich ist

Wer sich nun seiner unternehmerischen Identität bewusst ist und weiss, welche Kanäle er ins Portfolio aufnehmen möchte, steht immer noch vor der Ressourcen-Problematik. Auch jedes Profilschärfen hilft nicht, wenn die Ressourcen für das moderne Marketing nicht vorhanden sind. Deshalb sollte nach der Identitätsfrage ein Blick auf die eigenen Möglichkeiten geworfen werden. «Es muss immer einen Weg geben, Marketing und Kommunikation zu betreiben. Auch ohne Budget gibt es passende Möglichkeiten. Aber dann halt nur im Bereich des Machbaren. Nichts zu machen, geht nicht. Man wird nicht wahrgenommen und kommt nicht vorwärts», so Marco Jaggi. Wer kein Budget hat, muss dies mit Zeit und einem klaren Fokus wettmachen. «Je mehr man auf die Ressourcen achten muss, desto mehr muss man sich fokussieren und jene Kanäle (wie z.B. Social Media, Netzwerkveranstaltungen) nutzen, die kostenlos sind und die Zielgruppe am besten erreichen.»

Marco Jaggi (BIld zvg)
 «Auch ohne Budget gibt es passende Möglichkeiten. Aber dann halt nur im Bereich des Machbaren. Nichts zu machen, geht nicht.»
Marco Jaggi, CEO ITS 

Das sieht auch Hämmerli ähnlich: «Bei AndyWasRight beispielsweise haben wir noch nie Geld für das Marketing ausgegeben. Trotzdem werden wir wöchentlich angerufen und das liegt daran, dass wir viel unserer eigenen Zeit in die Kommunikation investieren».

Der Unternehmer kennt seine Stärken und nutzt diese gekonnt für das Marketing. Die Präsenz auf LinkedIn und das Halten von Vorträgen bringen ihm Aufmerksamkeit, die er für sein Unternehmen nutzen kann. So sollten auch kleinere Firmen denken: «Es kommt darauf an, was man gerne macht und was zur Person passt.» Kleine Unternehmen sollten jene Möglichkeiten nutzen, die sie bewältigen können und fokussiert sowie identitätsgerecht handeln.

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